Wenn Sicherheit der Effizienz dient – Risiken durch Kosteneinsparungen bei Sicherheitsmaßnahmen

Bei der Planung technischer Sicherheitsmaßnahmen in Gebäuden stehen Verantwortliche häufig vor einem Zielkonflikt: Einerseits sollen Sicherheitsanforderungen konsequent erfüllt werden, andererseits gilt es, Budgetvorgaben einzuhalten. In der Praxis führt dies nicht selten zu Diskussionen über mögliche Einsparpotenziale – insbesondere bei baulich-technischen Maßnahmen wie Zutrittskontrollen, Sicherheitstüren oder Bereichstrennungen. Was auf den ersten Blick als wirtschaftlich sinnvoll erscheint, kann sich jedoch im späteren Betrieb als hinderlich oder sogar riskant erweisen.

Der vorliegende Bericht beleuchtet anhand eines realistischen Fallbeispiels aus einem Forschungsinstitut die Folgen solcher Einsparungen. Im Fokus steht die Entscheidung, Sicherheitszonen in einem Gebäude anders als ursprünglich geplant zusammenzufassen – mit dem Ziel, Kosten zu senken, jedoch mit erheblichen betrieblichen Konsequenzen.

Ausgangssituation: Hochsicherheitslabor mit Verwaltungsanteilen

In einem modernen Forschungsgebäude wurde ein Hochsicherheitslabor (Sicherheitsstufe S3/S4) geplant, das zwei Drittel der Fläche eines gesamten Stockwerks beansprucht. Die verbleibende Fläche sollte Verwaltungszwecken dienen – mit Büros, Sozialräumen und mehreren Meetingräumen. Der ursprüngliche Sicherheitsplan sah eine klare Trennung dieser beiden Funktionsbereiche durch ein Zonenmodell vor: Das Stockwerk wurde in Sicherheitszonen mit gestaffelter Zutrittskontrolle unterteilt. Insgesamt waren 11 sicherheitstechnisch ausgestattete Türen vorgesehen, die den Übergang zwischen Labor- und Verwaltungsbereichen regelten.

Diese Planung entsprach dem Stand der Technik und den Anforderungen an eine klare Trennung sensibler Bereiche. Sie ermöglichte gleichzeitig einen flexiblen Betrieb der Verwaltungszonen, inklusive deren Nutzung durch andere Abteilungen des Hauses.

Kostenbedenken und Alternativvorschlag

Im Rahmen der Budgetprüfung stellte der Bauherr die hohen Kosten für die 11 sicherheitstechnischen Türen – inklusive elektronischen Sicherheitsausstattung – in Frage. Die Summe der Investitionen erschien unverhältnismäßig hoch. In der Diskussion kam der Vorschlag auf, das gesamte Stockwerk als höchste Sicherheitszone zu deklarieren. Damit hätte man den Sicherheitsstandard formal eingehalten – bei gleichzeitiger Reduktion auf nur noch drei Türen, die den Zugang ins Stockwerk insgesamt regeln würden. Acht Türen mit teurer Sicherheitstechnik hätten somit eingespart werden können.

Betriebsrelevante Konsequenzen

Diese Einsparlösung hätte jedoch gravierende Auswirkungen auf den späteren Betrieb gehabt:

  • Zugangsberechtigung: Nur Mitarbeiter mit sicherheitsrelevanten Aufgaben im Laborbereich hätten das gesamte Stockwerk betreten dürfen. Verwaltungspersonal, Reinigungskräfte oder Mitarbeiter anderer Abteilungen wären ausgeschlossen gewesen.

  • Nutzung von Allgemeinbereichen: Geplante Meetingräume und Sozialräume wären nicht mehr allgemein nutzbar gewesen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit, spontane Besprechungen oder administrative Prozesse mit anderen Bereichen des Hauses wären massiv eingeschränkt worden.

  • Logistische Umwege: Interne Wegeführungen hätten stark eingeschränkt und ineffizient gestaltet werden müssen, was den Betriebsfluss behindert und zusätzliche Zeitaufwände verursacht hätte.

Der Betreiber entschied sich daher gegen die rein kostenorientierte Lösung. Die ursprüngliche Planung mit 11 sicherheitsausgestatteten Türen wurde beibehalten – trotz höherer Baukosten.

Lehren aus dem Beispiel

Dieses Fallbeispiel zeigt deutlich: Technische Einsparungen im Bereich der Sicherheit können zwar kurzfristig Budgets schonen, führen jedoch mittel- bis langfristig zu erheblichen betrieblichen Komplikationen. Diese Komplikationen äußern sich in Form von:

  • Organisatorischen Engpässen

  • Nutzungskonflikten

  • Steigendem Personalaufwand für Zutrittsfreigaben

  • Unzufriedenheit im Arbeitsumfeld

  • Und nicht zuletzt: erhöhtem Risiko durch informelle Umgehung von Sicherheitsregeln

Das Beispiel unterstreicht die Notwendigkeit, Sicherheitsmaßnahmen nicht isoliert als Kostenfaktor zu betrachten. Vielmehr müssen sie integraler Bestandteil einer funktionalen und effizienten Betriebsplanung sein.

Fazit

Sicherheit kostet – ineffizienter Betrieb kostet mehr. In der Sicherheitsplanung technischer Gebäude ist es unerlässlich, neben den Investitionskosten auch die Auswirkungen auf die spätere Nutzung und Betriebskosten zu berücksichtigen. Kurzfristige Einsparungen an baulicher Sicherheit können zu langfristigen Problemen führen, deren Behebung am Ende teurer ist als die ursprünglich eingesparte Maßnahme.

Das Beispiel des Hochsicherheitslabors verdeutlicht: Klug geplante Sicherheitszonen und technische Zutrittslösungen sind keine übertriebene Vorsicht, sondern eine Voraussetzung für sicheren und zugleich effizienten Betrieb.