Schleusenplanung: Was ist zu beachten?

SchleuseDies ist ein kleiner Leitfaden aus dem Erfahrungsschatz eines qualifizierten Errichters, der gleichzeitig versucht eine Klassifizierung für vereinzelungsfreie Schleusen mit unterschiedlichen Sicherheitsstufen und Bedienungskomforts zu beschreiben.

Vergessen

Ein grundsätzlicher Fehler, der immer wieder vorkommt ist, dass Schleusen in Sicherheits-konzepten schlichtweg vergessen werden (von effektiven Personenvereinzelungsschleusen schon ganz zu schweigen). Dieser Fehler fällt meist erst kurz vor Inbetriebnahme des Gebäudes auf. Zu diesem Zeitpunkt steht nicht mehr viel Geld zur Verfügung und noch weniger Zeit. Ergebnis: Panik! Wer kann nun möglichst schnell und extrem günstig eine Lösung liefern?

Billig-Lösung

In der Regel ist hier dann der ausführende Elektro-Installationsbetrieb gefragt, der die Aufgabe hatte alle Kabel zu verlegen. Und nun beginnt die „Bastelei“!

Es wird eine billige Lösung mit Relais und einer Stromversorgung „gestrickt“. Wegen der Relais spricht man auch gerne von einer „Klappersteuerung“. Eine Relaisteuerung hat nur einen einzigen Vorteil: Sie ist billig!  Großer Nachteil: Wenn ein Relais ausfällt (das wird kurzfristig der Fall sein, da Relais einem hohen Verschleiß unterliegen), kommt es bei jedem Relais-Ausfall zu einer Störung. Weil bei jeder Störung die Anlage komplett ausgeschaltet werden muss, sinkt der Sicherheitfaktor jedesmal auf  „Null“.

Nur externes Sicherheitspersonal kann die jeweilige Sicherheitslücke schließen. Die Folge für den Betreiber ist, dass er neben dem erhöhten Risiko zusätzlich mit hohen Betriebskosten für die wartungs- und serviceintensive Technik belastet wird.

Rechtzeitige Planung tot Not

Um diese „Falle“ zu vermeiden ist es unabdingbar sich bereits während der Planungsphase schon sehr intensiv mit der Schleusenproblematik auseinanderzusetzen.

Unbedingt sollte mit „Gebäudesicherheit“ und „Betriebssicherheit“ ein funktionables  Sicherheitskonzept erarbeitet werden, das den organisatorischen Bedürfnissen des Nutzers Rechnung trägt.  

Hierzu zählen folgende Eckdaten:

  • Wo sollen Schleuen eingesetzt werden?
  • Was soll geschleust werden? Personen / Material / kombiniert?
  • Ist eine behindertengerechte Ausführung erforderlich?
  • Ist eine Vereinzelung der geschleusten Personen erforderlich?
  • Vollautomatische oder personenkontrollierte Schleusung?
  • Welches Umfeld liegt vor?
  • Welche organisatorischen Abläufe sind zu klären,  bzw. anzupassen?
  • Einbindung in das Flucht- und Rettungwegekonzept
  • Einbindung in die BMA- und EMA- Konzepte
  • Einbindung ins Gebäudesicherheitsmanagement
  • u. s. .w. …

Kontakte an/in den Türen

Bereits die erforderliche Ausstattung der Türen ist für Viele ein Buch mit sieben Siegeln,

Überwachungskontakte an/in einer Türe:

  • Magnetkontakte – hier gibt es eine Vielzahl von Unterschieden z. B. Fremdfeldüberwachung und/oder VDS Klassifizierungen.
  • Fallenkontakte  – Kontakte, welche im Elektrotüröffner am Fallenschnapper eingebaut sind.
  • Riegelkontakte – Kontakte, welche am Schlossriegel montiert sind und  signalisieren, ob die Türen verschlossen sind, oder ob nicht.
  • „Drehstellungsanzeiger“ – Kontakte, welche mit einem kleinen Nährungsschalter ausgestattet sind und über einen Mechanismus am Türband befestigt werden.
  • Im Torbau sei noch der Rolltormagnetschalter erwähnt. Dieser ist nichts anderes als ein Magnetkontakt, welcher auf dem Boden befestigt wird und dem es nichts ausmacht wenn Fahrzeuge über ihn hinwegfahren.
  • Es gibt zahlreiche Türschlösser, welche bereits integrierte Kontakte besitzen, Fallenkontakt, Riegelkontakt oder Nusskontakt um nur einige zu nennen.  Kontakte innerhalb  eines Schlosses sind schwieriger zu manipulieren als offene Kontakte. Fallenkontakte im Türrahmen lassen sich  u. U. ganz einfach mit einen Kaugummi überlisten. Zur Verhinderung von Sabotage oder Manipulation gilt folgende Regel: Je mehr (verdeckte) Kontakte in einer Tür zur Verfügung stehen, um so schwieriger gestaltet sich die Manipulation.

Sicherheits- und Bedienkomfort

Man kann die verschiedenen Anforderungen in verschiedenen Klassen aufteilen:

  1. Schleusensteuerung mit Relais und ein Überwachungskontakt pro Tür
  2. Schleusensteuerung basierend auf eine Logiksteuerung
  3. Schleusensteuerung basierend auf eine Logiksteuerung mit einer Fehler- bzw. Manipulationserkennun
  4. Schleusensteuerung basierend auf eine Logiksteuerung mit einer Fehler- bzw. Manipulationserkennung mit visualisierter Bedienung
  5. Gebäudesicherheitsmanagement – Alle Ereignisse werden zentral angezeigt und gesteuert. Integrierte  Fehler- bzw. Manipulationserkennung

Fehlertolerantes System

Eine Fehler- bzw. Manipulationserkennung sollte in jedem Fall so konstruiert sein, dass auch eine Störung schnell als soche erkannt wird und es für das Bedienpersonal leicht möglich ist, den anstehenden Fehler aus der Logik zu erkennen.

Schleusen bzw. Türsysteme im Sicherheitsbereich sollten immer mit einem fehlertoleranten bzw. störungstoleranten System ausgestattet sein. Dies gewährleistet hohe Sicherheit und es kann auf den Einsatz  zusätzlichen Personals verzichtet werden – Stichpunkt: Kostenminimierung.

Komplexes Gebäudesicherheitsmanagement

Eine höhere Kostenersparnis und optimaler Bedienungskomfort ergeben sich, wenn ein intelligentes Gebäudesicherheits-Management eingesetzt wird. Tür- und Schleusen-steuerungen sind hier die Grundlage. Integriert werden: Sprechanlagen, Videoüber-wachungen, Zutrittskontroll-Anlagen, Fluchttürsteuerungen, Fluchtverhinderungsanlagen, Einbruchmeldeanlagen, Brandmeldeanlagen, Aufzugsteuerungen, Klima- und  Lüftungssteuerungen, zentrale Lichtsteuerungen u.s.w.

Der Vorteil liegt auf der Hand:  ALLES kann von einem Bedienplatz  aus gesteuert und bedient werden. Personal wird nicht durch viele einzelne Bedienelemente verwirrt und belastet. Von einer zentralen Stelle aus können alle Türen bedient und beobachtet werden. Entsprechende Kamerabilder werden aktuell zum Zeitpunkt der jeweiligen Aktion angezeigt. Große Monitorwände sind out – es läuft immer nur EINE Aktion auf (z. B. ein Kamerakontakt oder ein Klingelsignal) und nur das relevante Bild / Information wird angezeigt. Selbstverständlich können alle Kameras oder Sprechstellen zusätzlich manuell angesteuert werden. Die Hinterlegung von Gebäudegrundrissen in einer Layerablage macht das Arbeiten mit dem System extrem bedienerfreundlich. Die Bedieneroberflächen sind frei nach Wunsch gestaltbar und können  jederzeit erweitert werden. Ebenfalls kann der Zugriff auch auf mehrere Arbeitsplätze verteilt werden. 

Fernwartung:

Fernwartungsmöglichkeiten führen zusätzlich zu einer erheblich Kostenersparnis. Bei einer Störung kann das Servicepersonal online in die Steuerungszentrale einsehen und eingreifen. Fehler oder Defekte können bereits fernmündlich mit dem Haustechniker  besprochen und behoben werden. Eine Firewall sollte vorhanden sein.

Fehler des Alltags:

Erschreckend ist es, wenn die Schleusensteuerung zu bestimmten Stosszeiten ausgehebelt wird und alle Türen gleichzeitig geöffnet werden.

Eine Schleusensteuerung, egal welcher Kategorie, hat immer dafür zu sorgen, dass eine  Zwangsläufigkeit im System herrscht. Natürlich gibt es Ausnahmen. Das kann beispielsweise ein großer Transport,  ein Umzug oder eine Notsituation sein, wo eine Schleusung sinnlos oder nicht realisierbar ist.

Über die normale Schleusensteuerung hinaus

Man darf bei dieser Thematik aber auch nicht ganz vergessen, dass es neben den „Gegentakt-verriegelten Schleusenaufbauten“ auch hochwertige Vereinzelungsanlagen, welche nur autorisierte Personen „vereinzelt“ passieren lassen – ggf. mit integrierten Material-Transport-Zonen.

Das Thema der Vereinzelungsanlagen soll hier aber nicht weiter ausgeführt werden. Das ist  „eine ganz andere Geschichte“.

Beitrag von Herrn Heidemann (Heidemann Sicherheitselektronik)

Mehr Informationen über Heidemann Sicherheitselektronik über folgende Link:

https://homepage-creator.telekom.de/imageprocessor/processor.cls/CMTOI/cm4all/com/widgets/Logo/11/73/48/02/01177891ab019a28f6f40c5720508f97d412.png.file/resize_511_190/

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