Alle finden Attentate sehr schrecklich, aber gleichzeitig ist man froh, dass sie nicht vor der eigenen Haustür passieren. Geschieht jedoch so ein Ereignis, so sprechen sich viele dafür aus, dass für die Sicherheit etwas getan werden muss. Selbst jedoch ist man nicht bereit, dafür was zu tun.
Es geht uns einfach so gut, dass wir uns aufgrund unseres Wohlstandes sicher fühlen. Dabei erkennen wir nicht die Gefahr, dass uns dieser Wohlstand langsam weggenommen wird.
Mein Eindruck ist, dass immer nach einem Aufschrei nach Sicherheit dieses Thema von Organisationen und Ministerien thematisiert wird und man eigentlich dadurch das Gefühl erhält, es werde was getan. Dem ist aber meist nicht so.
Als ich beispielsweise 2015 – 2017 beratend für das tunesische Tourismusministerium zum Thema „Sicherheitsförderung im tunesischen Tourismus“ tätig war, entstand dabei ein Handbuch für „Sicherheit in Tourismusbereichen“ mit Richtlinien für tunesische Tourismuseinrichtungen. Während dieses Projektes erhielt ich vom Stabschef des Tourismusministeriums die Information, dass auf einem Kongress der Weltorganisation für Tourismus (UNWTO) mit den Mitgliedstaaten über Tourismussicherheit gesprochen wurde und man feststellte, dass es wichtig sei, für Sicherheit auch was zu tun.
Diese Information nahm ich zum Anlass, mit dem Management der UNWTO Kontakt aufzunehmen und diesem mitzuteilen, dass es mittlerweile ein Handbuch zum Thema Sicherheit im Tourismus gibt und ich mich gerne für Gespräche zur Verfügung stelle.
Was ich schlussendlich bekam war eine nette E-Mail mit dem Hinweis, dass man sich über meine Kontaktaufnahme gefreut hat und würde bei Bedarf wieder auf mich zukommen. Also eine Standardabsage!
Mir entstand der Eindruck, dass der Punkt Sicherheit beim Kongress der UNWTO zwar auf die Agenda genommen wurde und auch während der Veranstaltung diskutiert wurde, jedoch es nicht das Ansinnen der UNWTO war, dieses Thema zukünftig weiter ernsthaft zu verfolgen. Dieser Punkt sollte wahrscheinlich den Mitgliedern nur das Gefühl geben, dass die Organisation sich mit diesem Thema beschäftigt, und dass etwas passiert.
Sicherheit in der Wirtschaft
Nicht nur in gesellschaftlichen oder politischen Bereichen bildet sich das unterentwickelte Wertegefühl für Sicherheit ab, auch wirtschaftlich gesehen schenkt man dem Thema Sicherheit nur periphere Aufmerksamkeit.
Wir sind reich an wirtschaftlichem und technischem KnowHow, sind einer der großen Industrie- und Entwicklungsstandorte weltweit, aber dieses Gut zu schützen, an das denken wir nicht, weil es uns wirtschaftlich gesehen einfach noch zu gut geht.
Es sind nicht die großen Angriffe gegen unser Wirtschaftssystem, die uns schaden, denn diese sind in der Regel im Vorfeld erkennbar, so dass adäquate Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können, um größere Schäden auf ein Minimum zu reduzieren.
Es sind vielmehr die kleinen Angriffe, welche wir nicht bemerken oder auch nicht richtig wahrnehmen wollen, wenn sie passieren. Diese Angriffe in Massen schwächen unsere Unternehmen und somit auch unsere Wirtschaftskraft. Besonders mittelständischen Unternehmen, dem Rückgrat unserer Wirtschaft, sind solchen Angriffen (Wirtschaftsspionage etc.) ausgesetzt und können im Extremfall für diese existenzgefährdend sein. Dies ist eigentlich die große Gefahr, die uns bedroht. Durch diese vielen kleinen Seitenhiebe macht sich der Verlust in Bezug auf die Gesamtwirtschaftskraft erst nach einem längeren Zeitraum schleichend bemerkbar – und dann kann es schon zu spät sein.
Wie macht sich der Schaden bemerkbar?
Was passiert denn nun, wenn bei einem mittelständischen Unternehmen aufgrund eines Hackerangriffs die Produktion ausfällt oder das Unternehmen aufgrund einer Wirtschaftsspionage feststellen muss, dass deren Kunden schon länger bei einem ausländischen Unternehmen einkaufen, weil dort das identische Produkt viel günstiger angeboten wird?
In der Regel macht sich ein Schaden durch fehlende Einnahmen bemerkbar. Der Umsatz geht zurück, das Unternehmen kommt in eine Zwangslage und muss handeln. Durch Einsparmaßnahmen, wie beispielweise Mitarbeiterreduzierung, wird versucht, der aktuellen Situation entgegenzuwirken. Manchmal klappt es, aber oftmals kommt es zu totalen Blackout, weil es das Unternehmen nicht mehr schafft, sich aus dieser Situation zu befreien.
Welche Auswirkungen hat das auf die Gesamtwirtschaft?
Je mehr geschädigte Unternehmen es gibt, desto mehr verliert die Wirtschaft an Kraft. Der Wohlstand schwindet, das Land wird instabil und Verunsicherung macht sich breit.
Macht man einen Vergleich mit dem damals großen Römischen Reich kann man heutzutage Ähnlichkeiten erkennen, die unter Umständen dazu führen könnten, die Wirtschaft so zu destabilisieren, dass es zu Kosten der Wirtschaftskraft und dem Wohlstand geht. Damals war das Römische Reich einem Verfallsprozess ausgesetzt. Macht und Wohlstand führten langfristig, so einer der Ansätze für den Untergang des römischen Reiches, zu einem Werteverfall, der ökonomische und militärische Stärke schleichend schwinden lies*.
Unterm Strich gesagt, man war damals einfach zu unaufmerksam oder zu faul, die negativen Veränderungen zu erkennen. Es hat ja alles gut funktioniert und warum sollte man das bestehende System in Frage stellen bzw. kontrollieren.
*Wikipedia: Untergang des Römischen Reiches
Anderes Beispiel von Unachtsamkeit in einem kleineren Rahmen
Ein ehemals Verantwortlicher eines Flughafensicherheitsdienstes teilte mir mit, dass aufgrund einer veränderten Sicherheitslage erhöhte Sicherheitskontrollen angeordnet wurden. Man hatte aber bemerkt, dass die Sicherheitskontrollen bei Passagieren nicht mit der entsprechenden Qualität vorgenommen wurden. Somit hat man sich dazu entschieden, dass Abteilungsleiter zu unregelmäßigen Zeiten diese Sicherheitskontrollen aufzusuchen haben, deren Qualität zu prüfen und das dortige Sicherheitspersonal auf Fehler hinzuweisen. Diese Maßnahme hat man ca. 1,5 Monate mit Erfolg durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass die Sicherheitskontrollen nun die notwendige Qualität aufwiesen.
Man dachte nun, die Sicherheitskontrollen laufen jetzt gut und man bräuchte nicht mehr die Kontrollen der Abteilungsleiter. Der große Fehler war aber dann, diese Kontrollen einzustellen, denn aufgrund der fehlenden Kontrollen schlich sich rasch wieder der alte Trott bei den Sicherheitskontrollen ein. Sie wurden wieder nachlässig durchgeführt.
Die Folge davon: Eine Schwächung des Systems – die Sicherheit ist nicht mehr gegeben.
Was ist nun zu tun?
So wie im Mittelalter eine Burg sich vor Angreifer schützen musste, so müssen heutzutage Unternehmen sich auf entsprechende Bedrohungen und Gefahren einstellen. Damals war es z.B. die große Schatzkammer der Burg, welche für die Angreifer interessant war, heute ist es beispielsweise das KnowHow eines Unternehmens.
Sicherheitsmaßnahmen für Unternehmen stellen sich mittlerweile sehr vielschichtig dar.
Mit dem Einsatz von Sicherheitstechnik (Gebäudesicherheit etc.) ist es leider nicht mehr getan. Die Bedrohungen gegen ein Unternehmen können so unterschiedlich und vielseitig sein, dass es eine Kombination von verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen erforderlich macht, die ständig aufrecht zu halten sind und den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden müssen.
Wir sprechen hierbei u. a. über folgende Sicherheitselemente:
- Technische Sicherheit (Gebäudesicherheit etc.)
- Organisatorische Sicherheit
- Informationssicherheit
- IT-Sicherheit
- Reisesicherheit / Mitarbeitersicherheit
- Socialengineering
- Krisenmanagement
- Risikomanagement
Mittelständische Unternehmen fühlen sich bei diesem Thema oft total überfordert. Entweder fehlt es ihnen am notwendigen Bewusstsein für das Thema Sicherheit oder Unternehmen, welche das Problem erkennen, haben nicht das entsprechende Personal mit einem notwendigen Sicherheitshintergrund. Es ist auch für solche Unternehmen sehr schwierig, erfahrene Mitarbeiter mit einer entsprechenden Sicherheitsexpertise zu finden.
Präventive Maßnahmen für eine sichere Zukunft der Unternehmen
Eine Lösung wäre beispielsweise der Einsatz von externen Sicherheitsexperten, welche die Sicherheitsbelange eines Unternehmens analysieren, die dazu gehörenden Lösungsvorschläge präsentieren und auch mit dem Management diskutieren. Die entschiedenen Sicherheitsmaßnahmen sind in einem zu erstellenden Sicherheitskonzept zu dokumentieren und dann auch umzusetzen.
Wichtig dabei ist, dass das erstellte Konzept kein abschließendes Dokument darstellt, sondern als laufender Prozess behandelt werden muss, welcher einer ständigen Überprüfung unterliegt.
Ein innovatives Unternehmen wird ja auch dessen industrielle Produktionsprozesses immer wieder an die aktuellen Gegebenheiten anpassen, um seine Wettbewerbsfähigkeit nicht zu verlieren.
Die Erkenntnis eines Sicherheitsberaters
Auch ich als Sicherheitsberater musste lernen, dass ich mich nicht nur auf meinem spezifischen Fachwissen begrenzen darf, sondern auch die anderen Sicherheitsthemen betrachten muss, weil letztendlich diese Themen immer ineinander greifen. Hier ist dann Teamwork mit anderen Sicherheitsexperten gefragt.
Heute in Sicherheit zu investieren bedeutet, für die aktuellen, aber auch für zukünftige drohenden Gefahren, gerüstet zu sein.
– Auch in der Sicherheit ist Weitsicht gefordert! –