EM 2016 – Public Viewing unter dem Aspekt der Sicherheit

EM 2016Unter der Berücksichtigung, dass zunehmend vor Attacken mit terroristischem Hintergrund bei Veranstaltungen im Rahmen der EM 2016 gewarnt wird, wurde hier ein kleiner Leitfaden für die Teilnehmer zusammengetragen.

Unter anderem wurden in der jüngsten Vergangenheit, mit Beginn des Ramadan von terroristischen Organisationen (hier IS) verstärkt Attacken nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Ländern (hier Deutschland) in Zusammenhang mit der anstehenden EM gedroht.

Wie kann man sich gegen entsprechende Attentate schützen?

Einen vollständigen Schutz gibt es nicht. Ein Restrisiko ist unvermeidbar. Mit dieser Situation muss man sich abfinden. Allerdings soll man sich auch nicht jede Freude nehmen lassen. Unter der Berücksichtigung folgender Verhaltenshinweise wird das Risiko bei der Teilnahme entsprechender Veranstaltungen auf ein praktikables Minimum beschränkt.

Erkundigen Sie sich vor dem Besuch einer Veranstaltung über Warnhinweise!

InformationGrundsätzlich ist davon auszugehen, dass Seitens der Sicherheitsorganisationen und Behörden alles Mögliche getan wird um Anzeichen für einen Anschlag für Veranstaltungen allgemein aber auch im speziellen zu erkunden. Entsprechende Warnungen werden publiziert und führen auch ggf. zur Absage von Veranstaltungen. Oftmals werden Veranstaltungen durch den Veranstalter öffentlich beworben und es stehen Informationen auf Internetseiten, bei der lokalen Presse oder auf der Seite der zuständigen Kommune (Gemeinde/Stadt). Allgemeine Informationen werden auf den Seiten der Bundesbehörden (http://www.bmi.bund.de) oder der Landesbehörden (http://www.mik.nrw.de) publiziert.

Bereiten Sie sich persönlich vor!

NinaInstallieren sie NINA auf Ihr Smartphone. (http://www.bbk.bund.de/DE/NINA/Warn-App_NINA.html). NINA ist die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). NINA warnt Sie deutschlandweit und – wenn Sie dies wünschen – standortbezogen vor Gefahren, wie z. B. Hochwasser und anderen sogenannten Großschadenslagen.

Schauen Sie sich die Lokalität der Veranstaltung genauer an (Luftbildaufnahmen aus i.e. Google-Maps) und sondieren Sie Fluchtwege und dezentrale Schutzbereiche. Falls Sie die Lokalität bereits von anderen Events kennen, so evaluieren Sie Bereiche, die ggf. als sichere Bereiche dienen können. Machen Sie sich Gedanken wohin Sie im Falle einer Attacke fliehen können. Durchdenken Sie diesen Plan mehrfach, so dass Sie auch in einer Stresssituation diesen Plan verfolgen können.

Registrieren Sie potentielle Notfallnummern. Öffentliche Notrufnummern 110/112 sollten in jedem Fall bekannt sein. Es hilft oftmals einen Notruf gedanklich vorzubereiten. Die wichtigsten Informationen sind grundsätzlich WO und WAS. Veraltete Notrufstrukturen wie WER-WO-WAS-WIEVIELE-WELCHE sind nicht mehr aktuell. Ein Notruf muss die Information zum Schadensort enthalten und Was geschehen ist. Durch die Rufnummernübertragung ist der Anrufer immer identifizierbar, auch bei unterdrückter Rufnummernübertragung. In der Information WAS sollte auch eine Anzahl verletzter Personen enthalten sein. Entweder Sie können die Anzahl identifizieren oder Sie geben einen Massenanfall an Verletzten (sogenanntes MANV) an. Alleine mit der Information WO können die Rettungskräfte zuständige Einsatzkräfte identifizieren und Einsatzmittel alarmieren. Mit der Information WAS kann die Auswahl der erforderlichen Einsatzmittel genauer spezifiziert werden.

Bei dem Besuch der Veranstaltung:

DenkenRegelmäßig bricht bei einer Großveranstaltung, besonders in Verbindung mit einem Attentat, die Infrastruktur für den Betrieb von Mobilfunknetzen zusammen. Bereiten Sie sich Gedanklich auch darauf vor. Bei dem Besuch der Veranstaltung sollten Sie sich den Standort von Ordnungskräften (Polizei, ggf. Rettungsdienst oder auch Stadtpolizei/Ordnungsamt) einprägen. Falls Sie einen Notruf absetzen müssen und nicht im ersten Versuch die Notfallmeldestelle erreichen, versuchen Sie unverzüglich einen Standort der Ordnungskräfte zu erreichen und dort eine Meldung abzugeben. Die Ordnungskräfte, besonders die Polizei verfügt über alternative Kommunikationsmöglichkeiten, die unabhängig von öffentlichen Mobilfunknetzen sind.

Bei all dem Spaß und der Freude, die bei einem Besuch einer entsprechenden Veranstaltung entsteht, haben Sie immer ein wachsames Auge auf andere, teilnehmende Personen.

  • Personen mit auffällig unangemessener Bekleidung (Dicke Jacke bei Wärme und Sonne, Langer Mantel um ggf. eine Langwaffe zu verbergen) oder proportional auffälligen Gegenständen (längliche Kartons, Aufgewickelte Banner – die nicht ausgerollt werden, Langtaschen) die ggf. Waffen verbergen können.
  • Achten Sie auf betont unauffälliges Verhalten und augenscheinliche Nichtteilnahme an den Inhalten der Veranstaltung. Achten Sie auf Personen, die Blickkontakt untereinander aufnehmen aber einer Begegnung ausweichen.
  • Achten Sie auf Personen, die außergewöhnlich nervös oder „abwesend“ wirken, gegebenenfalls oft die Uhrzeit beobachten und einen vereinbarten Zeitpunkt nicht zu verpassen.
  • Achten Sie auf Gegenstände, die in den Händen verdächtiger Personen gehalten werden (Zündauslösekontakte).
  • Achten Sie auf Taschen, Pakete oder andere Gegenstände, die scheinbar herrenlos im Einzugsbereich der Veranstaltung deponiert wurden.

Sollten Sie eine verdächtige Situation oder Person beobachten, dann begeben Sie sich mit angemessener Geschwindigkeit zu einer Ordnungskraft und informieren Sie diese über Ihre Beobachtung. Lieber einmal falsch gewarnt als nicht gewarnt sollte dabei die Devise sein. Schildern Sie Ihre Eindrücke rasch und neutral. Versuchen Sie nicht andere Personen zu warnen. Sie könnten dadurch eine Massenpanik verursachen, die zu einer unmittelbaren Ausführung eines Attentats führen kann.

Mitnahme von Kindern:

Je nach Größe der Veranstaltung sollte man die Mitnahme von Kindern mit einer Körpergröße unter 1,40m möglichst vermeiden. Selbst wenn der persönliche Eindruck des Risikos eines Attentates gering ist, bleibt das Risiko einer Massenpanik durch eine Fehlinterpretation von Vorkommnissen. Das Risiko einer Massenpanik, gepaart mit einer Massenflucht ist ungleich höher als das Risiko eines Attentates. Personen, die ohne Hilfe und Unterstützung anderer Personen in einem Fluchtszenarium gefährdet sind, sollten möglichst nicht an entsprechenden Veranstaltungen teilnehmen oder sich ausschließlich in besonders ausgewiesenen Bereichen mit separierten, besonderen Fluchtwegen aufhalten (Ausgewiesene Bereiche für körperlich eingeschränkte Personen).

Wenn es tatsächlich geschieht:

DeckungSuchen Sie unverzüglich direkt erreichbare Schutzbereiche auf (Gebäude, Nischen). Suchen Sie „Deckung“. Versuchen Sie nicht panisch zu reagieren. Falls Sie nicht sofort eine als geeignet identifizierte Deckung erreichen können, legen Sie sich auf den Boden. Versuchen Sie dabei nicht auf Fluchtrouten zu liegen. Folgen Sie dem Plan, den Sie sich bereits vor der Veranstaltung zurechtgelegt haben.

In den jüngst zurückliegenden Attentaten wurde das Attentat durch Zündung einer Sprengladung eröffnet und nachfolgend durch Beschuss mit Langwaffen vollzogen. Sollten Sie einer Sprengladung entgehen, so droht Ihnen Gefahr durch Beschuss.

HilfeErst wenn Sie bemerken, dass Sie sich nicht mehr unmittelbar in Gefahr befinden, versuchen Sie Hilfe zu leisten.  Beobachten Sie dabei sorgfältig Ihr Umfeld. Falls andere unverletzte Personen zugegen sind, geben Sie kurze, klare und verständliche Hinweise oder folgen den Hinweisen einer anderen Person zur Koordination von Hilfeleistungen. Helfen Sie auf jeden Fall verletzten Personen indem Sie die Personen betreuen, versorgen und ggf. in sichere Bereiche verbringen soweit sie transportfähig sind.

Verlassen Sie das Umfeld der Veranstaltung nur, wenn Sie einen Überblick über die Sicherheit des Fluchtweges verschafft haben. Sonst bleiben Sie dort, wo Sie sich geschützt fühlen. Geben Sie nicht eine Deckung auf, wenn es nicht unmittelbar erforderlich und ein Ort mit höherem Schutz unmittelbar erreichbar ist.

Versuchen Sie nicht panisch reagierende Personen zu kontrollieren. Schützen Sie sich selbst!

Zum Autor: Martin Neumann ist seit über 30 Jahren in dem Umfeld von Sicherheitssystemen und Sicherheitskonzepten tätig. Er berät und entwickelt Sicherheitskonzepte für verschiedene Organisationen aus der Finanzwirtschaft, privaten Wirtschaft, öffentlichen Auftraggeber im Umfeld Veranstaltungen, Personennahverkehr und der Absicherung von Liegenschaften. Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung des jüngst bei terroristischen Anschlägen praktizierten „Mumbai Attack“ sind ihm geläufig und wurden für verschiedene Einrichtungen umgesetzt.

 

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