Schreibmaschinen sind kein Schutz vor Mitlesen

– BdSI warnt vor Irrglauben –

bdsi_logo_2

Der BdSI (Bundesverband unabhängiger deutscher Sicherheitsberater und -ingenieure e.V.) warnt vor dem Irrglauben mancher Politiker oder vermeintlicher Sicherheitsfachleute, dass Schreibmaschinen ein sicheres Medium gegen Mithorchattacken des NSA sein könnten. Im Gegenteil!

Der BND veranlasste bereits 1969, dass das Auswärtige Amt Kugelkopfmaschinen nicht mehr anschaffen durfte, wenn VS-Texte darauf erstellt werden sollten. Ein Mitglied des BdSI machte damals für ein größeres Gutachten über Abstrahlung verschiedenste Tests. Am leichtesten war es, die Kugelkopfmaschine von IBM abzuhören, da jeder Buchstabe eine charakteristische Dreh- und Nickbewegung hatte. Jeder Buchstabe konnte mit einem Oszillographen identifziert werden. Genau so ließ sich aus dem charakteristischen Akustogramm der Text problemlos in Schrift übertragen.

Versuche mit Typenhebel- und Typenrad-Schreibmaschinen wiesen ebenfalls Abhörfähigkeit nach, mal leichter, mal komplizierter. Bei mechanischen Schreibmaschinen mit elektrischer Tastatur kommt noch hinzu, dass die Tastaturfunktionen durch elektromagnetische Abstrahlung, auch kompromittierende Abstrahlung genannt, ausgelesen werden.

Auch denken unsere nunmehr sicherheitsbewussten Politiker nicht zu Ende. Texte werden dann z. B. für die Ausschussmitglieder mittels Kopierern vervielfältigt. Dafür wird der Text gescannt – also elektronisch umgesetzt und damit wieder spionageanfällig. Niemand kann mit Gewissheit sagen, dass die Geräte nicht manipuliert sind. Sie kommen aus Korea, China oder USA, haben Speicher und – vielleicht – auch Sender.

Farbbänder und Durchschlagpapier werden weggeworfen. Sie können erzählen, was geschrieben wurde. Bei einigen Arten ist das sogar sehr einfach und mit bloßem Auge möglich!

Der BdSI gönnt jeder Schreibmaschinenfabrik den unerwarteten Boom. Er warnt aber davor sich ohne ein umfassendes Konzept des Schriftstückmanagements in Scheinsicherheit zu wiegen.